Samstag, 7. März 2009

Zum Abschluss noch einmal: Buenos Aires

Nach dem kurzen Eindruck, den ich zu Beginn meiner Reise von Buenos Aires gewonnen hatte, freute ich mich auf die letzte Woche dort.
Was macht man in Buenos Aires? Man besucht eine der berühmten Tango-Shows, nimmt Teil an der Tangostunde davor, in der man den Grundschritt lernt, genießt ein dreigängiges Dinner vor der Show, genießt dazu argentinischen Wein und unterhält sich mit den anderen Touristen, die das gleiche machen und wenn man Glück hat, sind das eine nette Brasilianerin, ein "ehemaliger" Engländer, der seit einigen Jahren die Sommer in Südfrankreich und den Winter in irgendeinem lateinamerikanischen Land verbringt und zwei Japanerinnen, die zur Zeit in USA leben und dann unterhält man sich prächtig mit ihnen. Dabei lernt man auch japanisch: "Zum Wohl" heißt "Campai". Man lässt sich von einem der perfekten Tänzer in der Pause auf drei Takte Tango einladen, während derer man ihm in der Aufregung gehörig auf die Füße tritt, weil man sich so stark versucht zu erinnern, wie die Schritte nochmal gingen bis man merkt, dass der Tänzer einen perfekt führen würden, wenn man ihn ließe. Bis man es merkt, ist es zu spät. Er bedankt sich professionell und geht über zur nächsten Nummer des eigentlichen Programms. Und man schaut ihnen während ihrer Show zu und ist fasziniert davon, wie toll Tango aussehen kann.
Wenn man dann noch nicht genug hat, kann man am nächsten Tag in La Boca, dem alten Arbeiterviertel von Buenos Aires nahe dem Hafen, wo der Tango einst entstand, den touristischen Shows der Tanzpaare zusehen. Leider kommt dann immer gleich der Kellner des dazugehörigen Restaurants mit der Speisekarte in der Hand und will einen nötigen, sich zum Mittagessen zu setzen. So ist das Vergnügen etwas abgemildert. La Boca ist sehr touristisch. Die berühmten bunten Häuser sind zwar pittoresk, doch wirkt alles etwas aufgesetzt. Und wehe man entfernt sich von der Touristenmeile: Sofort folgt einem ein Polizist und fordert einen auf, wieder in die Hauptstraße zurück zu kehren. Die Gegend ist gefährlich.
Nebenan liegt das blau und gelb gestrichene Fußballstadion der Juniores, des wohlt berühmtesten Fußballvereins der Welt, in dem Maradonna seine größten Triumpfe feierte.
Doch zurück zum Tango: Man kann an einem der anderen Abende eine der zahllosen, preiswerten Tangoschulen besuchen und eine weitere Lektion lernen. Da kommt man dann schon in den Bereich, wo man auch mal kreativ Schritte wählen könnte. Dann kann man nur hoffen, dass der Tanzpartner zum gleichen Zeitpunkt die gleiche Kreativität entwickelt. Der hat aber dann meist gerade einen anderen Schritt im Kopf, den ich nur durch Zufall erkenne und der ich dann gemäß meiner Rolle als Frau folgen könnte, wenn es funktionieren würde, was es aber leider an diesem Abend noch nicht tut. Egal, Spaß macht es auch so!
Ich genieße noch einige Tage die Großstadt, besuche unter anderem das Casa Rosada, das rosafarbene Regierungsgebäude an der Plaza de Mayo. Warum ist es eigentlich rosa? Weil die Farbe der Unitarier rot war und die der Föderalisten weiß (oder umgekehrt) und die beiden Parteien stritten vor der Staatsgründung heftig miteinander und als Zeichen der Versöhnung strichen sie den gemeinsamen Hauptsitz der Regierung dann rosa. Nein, das ist kein Witz.
Ich besuche das anthropologische Museum und kann mich noch einmal über das Schicksal der Ureinwohner, ihre Geschichte, Kultur und Kunst unterrichten. Da ich schon so viele Museen dieser Art gesehen habe, stelle ich eine gewisse Müdigkeit bei mir fest.
Ich fahre zum MALBA, dem bekanntesten latainamerikanischen Museum moderner Kunst aus dem 20. Jahrhundert und erfahre dort, dass die argentinischen Künstler immer im Fahrwasser der europäischen fuhren und deswegen die gleichen Kunststile, nur vielleicht mit ein paar Jahren Verspätung verfochten und vertraten.
Ich schlendere durch das moderne Puerto Madero, wo zahlreiche teure Apartmenthochhäuser und viele moderne Restaurants und Bars aus dem Boden sprießen, die neue In-Meile von Buenos Aires.
Ich fahre zum Cementerio de la Recoleta, wo viele Berühmtheiten, unter anderem Eva Perón, die verehrt wird wie eine Heilige, begraben liegen. Am besten nimmt man Teil an der zweieinhalbstündigen Führung, die von der Friedhofsverwaltung angeboten wird, denn die Führer kennen viele Anekdoten und Geschichten zu den Gräbern und den Familien, deren Gruften hier zu finden sind. So bekommt man einen fast lückenlosen Überblick über die gesamte Staats- und Kulturgeschichte Argentiniens und der Hauptstadt. Äußerst interessant und lohnenswert!
Ich fahre nach Tigre, in das Delta des Paraná und besuche per Boot, das hier das öffentliche Transportmittel darstellt, eines der Dörfer auf den kleinen Inseln im großflächigen Delta nahe der Stadt. Viele reichere Bewohner der Hauptstadt haben hier ihre Wochenendhäuser.
So vergehen die Tage schnell und es naht der Abschied! Am 28. Februar fahre ich mit gemischten Gefühlen zum internationalen Flughafen.


Iguazu

Am obersten Zipfel im Nordosten Argentiniens, an der Grenze zu Paraguay und Brasilien, liegt der Ort Puerto Iguazu, nahe den weltberühmten Wasserfällen. Die Statistik gibt Auskunft über den Rang der Fälle unter den großen Wasserfällen dieser Erde. Etwas ganz anderes ist es, sie tatsächlich zu sehen!Beim ersten Besuch reihe ich mich mit vielen anderen Touristen aus aller Welt ein und fahre mit der kleinen Eisenbahn des Nationalparks zur Station nahe dem größten der Fälle, dem Garganta del Diablo. Während des kurzen Spaziergangs über den künstlichen Steg über den still und unauffällig vor sich hinfließenden Fluss kann ich mir kaum vorstellen, dass er in nur einigen hundert Metern Entfernung mit solch einer Wucht in die Tiefe stürzt. Doch auf der Besucherplattform am Wasserfall bleibt mir dann aber fast die Luft weg! Neben, fast unter mir stürzen unvorstellbare Massen Wasser ungehindert in die Tiefe. Man möchte fast hinterherspringen. Es ist überwältigend und es ist ein eigenartiger Sog, der einen fast zu ziehen scheint. Gleichzeitig spritzt mich der feine Regen des Wassers nass. Durch einen Nebel von Gischt blicke ich in die Tiefe und in die Richtung des Flusses, dorthin, wo er nach dem Fall weiterfließt. Es ist ein fantastischer Anblick! Ich bin fasziniert vom Wunder der Natur. Nicht zum ersten Mal auf meiner Reise.
Die Iguazufälle beschränken sich nicht auf den Garganta del Diablo. Auf einer Länge von fast 3 Kilometern befinden sich überall Wasserfälle, an denen man auf Stegen und schmalen Wegen durch den Dschungel entlangschlendert und die man bewundern kann.
Am zweiten Tag nähere ich mich den Fällen von der brasilianischen Seite und bin wieder fasziniert. Lange stehe ich einfach nur auf der Aussichtsplattform und schaue und schaue...

Wieder daheim? Wieder daheim!

Auf dem Flug von Rom nach München spendiert Alitalia eine Süddeutsche Zeitung und ich informiere mich eineinhalb Stunden lang über die Neuigkeiten in Deutschland, damit ich nicht gänzlich unvorbereitet lande:
"Abwrackprämie" - ich lese zunächst "Abkackprämie", und verstehe nicht, worum es geht, kann es nicht glauben. Ich soll Geld kriegen fürs Verschrotten meines Autos?
Opel soll verstaatlicht werden, und ich dachte immer wir lehnen die Planwirtschaft vollkommen ab?
Der frühere Vorstandsvorsitzende der Hypo Real Estate (HRE) will mittels einer Klage Gehaltszahlungen von rund 3,5 Millionen Euro durchsetzen, nachdem er eine Bank gegen die Wand gefahren hat, die jetzt Milliarden aus der Staatskasse benötigt.

Plötzlich frage ich mich, wo ich da eigentlich hinfliege.

Aber zunächst bin ich einfach nur erschöpft: Als ich in München das Flugzeug verlasse und die Leiter hinunter auf die Rollbahn steige, fällt mir die alte Shampoowerbung ein: "Hamburg, München, Rom ...". Dabei steigt immer eine frisch gebügelte, elegante Geschäftsfrau mit wallendem, glänzenden Haar von der Leiter, wobei die Sonne scheint.
Nach 18 Stunden Flugreise steif und fast unbeweglich, meine Klamotten riechen und sind den Temperaturen nicht wirklich angemessen (ich friere), meine Haare kleben an der Kopfhaut ich fühle mich erschöpft und ausgelaugt und sehne mich nach einer Dusche mit viel Seife. Ich stelle mir obigen Spot mit den Bildern von mir vor....

Schon auf dem Weg in die Halle des Flugplatzes wird mir bewusst, dass es eine größere Umstellung werden wird, nicht nur die Zeitumstellung. Ich muss mich erst wieder daran gewöhnen, an den Rhythmus in Deutschland, alle laufen so schnell, auf das Wetter, es ist kalt und winterlich. Ich merke, dass ich eine Weile weg war und mich auch an einige Annehmlichkeiten in Südamerika gewöhnt habe: Ich vermisse nicht nur die sommerlichen Temperaturen, sondern auch die größere Ruhe, den langsameren Rhythmus.
Als ich ein paar Tage später in den Mediamarkt gehe und die Verkäuferin ihre Kasse anschaut, als sie mich auffordert, meine Kontokarte in den vorgesehenen Schlitz zu schieben und meine Geheimnummer einzugeben, vermisse ich schmerzlich die Freundlichkeit, die Offenheit und die Gelassenheit der Südamerikaner. Sie sagt weder "Grüß Gott", noch "Auf Wiedersehen". Sie sieht mich nicht einmal an. Dort ärgerte ich mich manchmal, wenn ich länger an der Kasse warten musste, aber dort passierte es nie, dass mich der Verkäufer oder die Verkäuferin nicht einmal angeschaut hätte, während ich bezahlte.

Das sind vielleicht Kleinigkeit, aber es war schön! Ein bisschen Freundlichkeit!

In diesem Sinne möchte ich mich zuletzt bei meinen treuen Leserinnen und Lesern bedanken, die den Blog verfolgt und gelesen haben und die mir auch immer wieder ein aufmunterndes Feedback gegeben haben. Das hat mich richtig gefreut und auch angespornt, immer wieder mal zu schreiben. Ich freue mich darauf, euch alle bald mal wieder in "Echt" zu sehen!

Tschüs,

Maren


Die Missionen der Jesuiten

Eines der Ziele der spanischen Eroberer war seit der Ankunft im 16. Jahrhunderts die Christianisierung der südamerikanischen eingeborenen Völker. Daher rührt auch der Name Misiones der argentischen Provinz im Nordosten des Landes. Er geht auf die Missionsstationen der Jesuiten zurück, die in dieser Region insgesamt 30 Dörfer errichteten auf heute paraguanischem (8), brasilianischem (7) und argentinischem (15) Boden. Die Ruinen von sechs davon sind in Argentinien erhalten und können heute besichtigt werden. Die wichtigste und am besten erhaltene Anlage findet man in San Ignacio und heisst San Ignacio Miní. Sie wurde 1610 von den Patern Jose Cataldino und Simon Masceta in der Guayráregion gegründet, aber bereits 21 Jahre später von den Sklavenjägern, die aus dem Norden kamen, zerstört. Nur die Bewohner von San Ignacio Miní und Nuestra Senora de Loreto widerstanden der Belagerung und emigrierten 1632 in die heutigen Provinz Misiones. 1696 dann errichteten sie die Dörfer, deren Ruinen heute der Öffentlichkeit offen stehen. Durch die Ausweisung der Jesuiten aus Argentinien im Jahre 1767 wurden die Missionen stark geschwächt und 1817 zerstörten die Portugiesen und Paraguayaner die Dörfer. Die Missionen in der Nähe, Santa Ana, Santa Maria la Mayor und Nuestra Senora de Loreto ereilten ähnliche Schicksale.
Doch in ihrer Blütezeit im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die wirtschaftliche und politische Macht der Jesuiten in Misiones so dominant, dass sie der weltlichen Regierung, die sie argwöhnisch beobachtete, ein Dorn im Auge, während die dort praktizierte Form des Zusammenlebens für andere die Verwirklichung sozialer Utopien darstellte und Erstaunen und Bewunderung hervorriefen.
Jeder Bewohner der Missionen war zur Arbeit verpflichtet. Das Land war in abá mbaé (den Menschen gehörend) und tupá mbaé (Gott gehörend) aufgeteilt. Die Ernte des ersteren gehörte den Indianern, den Guaraní und ihren Familien. Der Ertrag der letzteren kam den alleinstehenden Frauen, der Kirche, der Bildung und anderen gemeinschaftlichen Aufgaben zu Gute. Die Männer betrieben Landwirtschaft, Handel und Handwerk. Die Frauen kümmerten sich um die Kinder und den Haushalt und widmeten sich der Handarbeit. Sowohl Männer als auch Frauen nahmen an den zahlreichen künstlerischen und religiösen Tätigkeiten teil, die in den Missionen eine große und wichtige Rolle spielten.
Architektonisch waren alle Missionen ähnlich aufgebaut: Es gab jeweils einen großen, viereckigen, zentralen Platz, an dessen Kopfseite die barocke Kirche stand, gebaut aus groben behauenen Steinen und oft recht reich verziert. Seitlich der Kirche befanden sich die Werkstätten der Handwerker, Gemeinschaftsräume, Schule, Wohnräume der Missionare und der alleinstehenden Frauen, auf der anderen Seite der Friedhof und das Spital.
Der Kirche gegenüber, jenseits der Kirche befanden sich die Unterkünfte der Familien. Sie waren in langen Reihen gebaut und ähneln doch ein wenig Lagerunterkünften, wenn man durch sie hindurchschlendert.
Beim Besuch von San Ingnacio Miní fällt mir auf, wie groß das Gefängnis gewesen sein muss, was irgendwie dem Eindruck des so viel gelobten friedlichen Zusammenlebens und der großen Zufriedenheit widerspricht. Waren etwa die Indiander doch nicht mit allem, was die Missionare so von ihnen erwarteten, einverstanden? Die Guaraní gelten als friedfertiges Volk. Wozu brauchte man also so große Gefängnisse?
Es drängt sich die Frage auf, ob sie so ohne weiteres und voller Begeisterung die Lebens- und Verhaltensregeln der katholischen Missionare akzeptierten. Zum Beispiel sind die Guaraní polygam. Vor diesem Hintergrund muss man auch sehen, dass alleinstehende Frauen eigene Unterkünfte hatten. Anscheinend war es den Missionaren ein Anliegen, sie vom Rest der Bevölkerung zu trennen. Auch versuchten sie, sie schnell zu verheiraten.
Zwar übernahmen die Christen in ihre Kirchenmusik Rhythmen und Melodien der Ureinwohner, wie ich im benachbarten Museum hören konnte - und es klang nicht schlecht - aber Ziel war natürlich die Christianisierung. Zum Ausgleich schützten die Jesuiten die Indianer vor den Sklavenjägern, die den Ureinwohnern überall auflauerten.
Die Bevölkerungszahlen nahmen unter jesuitischer Obhut trotz Plagen und militärischer Mobilisierung enorm zu. 1647 waren es ca. 29000 Menschen, die in den Missionsdörfern lebten, in ihrer Blütezeit um 1732 über 14o000.
Die Jesuiten waren es auch, die in Misiones großflächig den Mateanbau einführten und förderten, welcher auch heute noch das wichtigste Erzeugnis der landwirtschaftlichen Produktion in der Provinz ausmacht.
Schlendert man heute durch die überwachsenen und größtenteils eingefallenen Mauern, kann man sich einerseits das Leben damals besser vorstellen.
Andererseits erinnerte mich der Anblick sehr an Walt Disneys Bilder vom Urwald und den Ruinen in der Heimat Moglis.

Samstag, 21. Februar 2009

Tamplapaya und Ischigualasto

Die Nationalparks Tamplapaya und Ischigualasto bzw. Valle de la Luna weisen erdgeschichtlich einige Merkmale auf, die sie fuer jeden ambitionierten Geologen und Palaeantologen bedeutend machen und sie sind weltweit einzigartig.
Die Taeler entstanden von 250 bzw. 200 Millionen Jahren, in der Zeit, als auf der Erde gerade Land entstand, zunaechst ein einziger grosser Kontinent namens Pangea. Es soll warm gewesen sein und an den Polen gab es kein Eis. Die Erde begann sich zu teilen in den Kontinent Laurasia im Norden aus dem Nordamerika und Eurasien entstanden und Gondwana im Sueden, aus dem u.a. Suedamerika und Afrika hervor gingen. Waehrend dieses Millionen Jahre dauernden Prozesses bildeten sich eine Reihe ausgedehnter Taeler am Rand der Erdkruste und Tamplapaya und Ischigualasto gehoeren dazu.
Einzigartig hier, ca. 100 km nordoestlich von San Juan und unweit der Anden ist, dass die Gesteinsschichten, vor allem aus Sandstein bestehend, sich flach, also horizontal, auf die Erdoberflaeche legten als sie durch die Bewegung der Kontinentalplatten nach oben gedrueckt wurden und nicht wie an anderen Orten z. B. in Afrika senkrecht oder schraeg zur Ruhe kamen. Deshalb liegen hier kilometerweit Erd- und Gesteinsschichten an der Oberflaeche, die tatsaechlich 200 bis 250 Millionen Jahr alt sind. Entsprechend bizarr wirken die Auswaschungen und Erosionsspuren. Die aussergewoehnliche Ansicht sorgte auch fuer den Namen "Valle de la Luna", was "Mondtal" heisst, fuer den juengeren Teil des Parks. Es entstanden Steintuerme, -kegel, Taeler und Schluchten. Im juengeren Teil, im Ischigualasto, fanden Palaeantologen versteinerte Saurier, und laengst ausgestorbene Voegel und Reptilien, sowie Pflanzen, wie Farne und Graeser. In den Museen von San Juan und am Eingang des Nationalparks sind viele davon ausgestellt.
Ausserdem entwickelte sich hier eine autoktone Flora, z. B. ein Baum mit gruenem Stamm, der Photosynthese betreibt, aber auch viele andere Graeser, Baeume und Straeucher.
Spuren menschlicher Siedlungen sind 2000 bis 3000 Jahre alt. Die Trockenheit der Region konservierte Alltagsgegenstaende und Werkzeuge. Am eindrucksvollster aber sind die Bemalungen auf Steinen. Sie zeigen Guanacos, Voegel und einige abstrakte Darstellungen von Koepfen und menschlichen Wesen, von denen man annimmt, dass sie Goetter darstellen koennten.
In den jeweils dreistuendigen gefuehrten Touren durch die Parks, einmal im Kleinbus, einmal im eigenen Auto (bzw. unserem Tourbus) im Konvoi hinter dem Parkfuehrer her, wurden besonders eindrucksvolle Stellen angefahren, wo die Parkranger ausfuehrlich ueber die Entstehung, Auspraegung, Geologie und die Geschichte der Parks aufklaerten.
Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden beide Regionen zu Nationalparks erklaert und sind seit einigen Jahren Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Ampl

Montag, 16. Februar 2009

Winzereien per Fahrrad

Die Mendoza ist in Argentinien fuer guten Rotwein bekannt. Die andere Weingegend, weiter im Norden, um Cafayate, habe ich ja schon besucht und den Wein gekostet. Der Rotwein dort schmeckte mir nicht besonders und die Winzer selbst gaben zu, nicht mit der Mendoza in dieser Hinsicht konkurrieren zu wollen. Sie wuerden sich eher dem Weisswein widmen. Der war ja auch fein.
Nun bin ich also im argentinischen Herzen des Rotweins angekommen und moechte probieren gehen. Die Stadt Mendoza, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, liegt am Fusse der Anden und bereits in der flachen, komplett ebenen Landschaft, die sich bis zum Horizont und weit darueber hinaus ausdehnt, um nicht zu sagen, ueber fast den ganzen Kontinent bis zur Ostkueste. Das ist die Pampa! Pampa bezeichnet bei uns in der Umgangssprache eine recht oede, langweilige, trockene, in jeder Hinsicht wenig Abwechslung bietende Landschaft. Man erwartet hin und wieder ein Haus oder ein kleines unscheinbares Dorf, Felder mit wegen der Trockenheit leicht unterentwickeltem pflanzlichen Bewuchs, mehr oder weniger intensiv genutzt, hin und wieder Holz- oder Stacheldrahtzaeune, die unter Umstaenden grasende Rinder im Zaum halten, eine im besten Fall geteerte, eher aber staubige, gelblichbraune oder roetlich gefaerbte Schotterstrasse, die wenig kurvenreich um nicht zu sagen schnurgerade durch die Landschaft gezogen ist. Zuweilen, ca. alle 10 bis 15 km kommt ein Abzweiger im rechten Winkel nach links oder rechts, vielleicht versehen mit einem Hinweisschild, mit einem Feldweg, der zu den versteckt liegenden Estanzien oder pueblos fuehrt.
So stellte ich mir bislang "Pampa" vor und so ist es auch. Selten stoesst man auf einen groesseren Ort und dort sieht man aus Holz gezimmerte Gehege, Gestelle und Gerueste, durch die Rinder vor ihrer Verladung zu irgendwelchen Schlachthaeusern geschleust werden, um sie zu zaehlen oder auf ihre Gesundheit zu untersuchen. Das weist darauf hin, dass die Rinderzucht eine wichtige Rolle spielt, hier in dieser flachen, trockenen Pampa, in der Gras wenigstens im ausreichenden Masse fuer die Kuehe, Ochsen und Stiere gedeiht, aber sonst nicht viel. Hier und da Kakteen, ein paar Felder, einige Baeume.
Und hier nun Weinanbau?
Ueber den Anden regnen die Wolken, die eigentlich in grosser Menge vom Pazifik her auf den Kontinent zuwehen, ab. Sie schaffen es nicht, sich ueber das Gebirge zu erheben um erst hinter den Anden als Regen nieder zu gehen. Deshalb ist die chilenische Seite auf dieser Hoehe bzw. um diesen Breitengrad um einiges fruchtbarer und bewachsener als der Osten der Anden. Nur die "staerksten" Wolken oder die dunkelsten, ich weiss es nicht, kommen rueber und regnen erst am oestlichen Rand der Berge ab, ca. 200 mm im Jahr. Fuer den Weinanbau reicht das nicht aus, aber man hat Bewaesserungskanaele gezogen und so wird das Wasser, das in Baechen und Fluessen von den Bergen rinnt, eingefangen und durch ein ausgekluegeltes und jahrhunderte altes und immer wieder modernisiertes und den Gegebenheiten angepasstes Bewaesserungssystem auf die Weinfelder und Olivenhaine geleitet. Und das funktioniert gut.
Von Mendoza aus fahren Busse in die Umgebung, wo man diese dann besuchen kann. Maipú liegt 15 km von der Stadt entfernt und dort kann man Fahrraeder ausleihen. Man bekommt eine kleine Flasche Wasser dazu und eine Karte, in der die naechstgelegenen Winzereien und Olivenverarbeiter und sogar eine kleine Likoer- und Schokoladenmanufaktur eingezeichnet sind.
Ich radle die Strasse entlang und freue mich, dass die Baeume auf dieser Allee so hoch sind, dass sie weit ueber meinem Kopf zusammen treffen und so ausreichend Schatten spenden. Links und rechts reichen Weinreben und Olivenhaine so weit das Auge reicht. In der Ferne sehe ich im fahlen Licht der heissen Sonne einige schneebedeckte Gipfel der nicht weit entfernten Anden. Auf der anderen Seite sehe ich ausser den Feldern nichts, weil alles flach ist.
Eine der aeltesten Winzereien in Maipú ist "El Rural", dessen Museum noch Gegenstaende des Winzereigewerbes bis aus dem 19. Jahrhundert zeigt, u.a. Behaelter aus Ziegenhaut, eine Flaschenfuellanlage vom Beginn des 20. Jahrhunderts, in der, ganz fortschrittlich, 4 Flaschen gleichzeitig gefuellt werden konnten ehe frische, leere, nachgelegt werden mussten, Fotos des Gruenderehepaares, ein fruehes Buero des Betriebs und Gegenstaende des alltaeglichen Lebens. Auf dem Hof stehen alte Faesser und Holzwagen, die von Rindern gezogen, vor langer Zeit die Trauben auf den Hof und die Weinfaesser in die Stadt transportiert haben.
Nach der Besichtigung des heutigen Betriebes mit den grossen Alutanks und nur wenigen aus Frankreich importierten Holzfaessern, duerfen die Besucher den Cabernet-Sauuvignon des Hauses von 2007 verkosten. Den kann man nur dort kaufen und er heisst "El Museo". Aber leider schmeckt er nicht besonders. Andere Weine von "El Rural" heissen "Trumpeter" und "Rutini". In Deutschland werden wir ihnen nie begegnen, denn 80% des Ertrages werden in die USA exportiert und 20% bleiben im Land.
Meine zweite Station ist der Hof der Familie Laur, der schon seit 1906 besteht, 50 000 ha an Olivenhainen besitzt und Oliven zu Oelen verschiedener Qualitaet verarbeitet, bzw. auch eingelegte Oliven, verkauft. 2 Millionen Liter Oel stellt der Betrieb jaehrlich her, die beste Qualitaet ist der "Extra Virgen" mit dem geringsten Gehalt an Saeure. Man kann die Qualitaet kontrollieren, indem man das Oel bei unter 10 Grad Celsius lagert. Es muss dann fest werden, so wie Honig bei Kaelte fest wird. Wenn man es dann wieder auf ueber 10 Grad erwaermt, wird es wieder fluessig. Die zweitwertvollste Variante ist "Virgen" und dann gibt es noch ein einfacheres Oel. Die Erntezeit dauert von April bis Juli. Dann ist die Presse voll ausgelastet. Den Rest des Jahres steht sie still. Die Olivenbaeume werden woechentlich gewaessert. Das Oel muss einige Monate lagern ehe es abgefuellt und ebenfalls in den USA bzw. in der Region, verkauft wird. Nach Europa wird nicht exportiert: Die Fuehrerin antwortet auf meine Frage nur: "No, España, Italia y Grecia." Im Anschluss darf ich das feine Oel und die Oliven auf etwas Weissbrot verkosten. Es hat ein ausgezeichnetes Aroma und die Oliven schmecken intensiv. Fein! Ich kaufe deswegen auch ein Glas mit gruener Olivenpaste, leider gibt es die Oliven selbst nur in Glaesern zu einem Kilo. Das ist etwas viel fuer die weitere Reise.
Die Winzerei "Caernes" hat 1998 den Besitzer gewechselt. Ein Franzose, ein Ingeneur, war beruflich in der Gegend taetig. Es gefiel ihm dort so gut, dass er beschloss, seinen Lebensmittelpunkt in die Mendoza zu verlagern. Da er dafuer eine finanzielle und wirschaftliche Grundlage brauchte, kaufte er den Betrieb mitsamt seinen Weinfeldern. Er investierte, baute eine neue Produktionshalle fuer die Faesser und Weinverarbeitungsanlagen, und nun kreiieren er und seine Frau neue Weine. Ihre spezielle Mischung heisst "Octano", besteht zu 40% aus der Traube Malbec und zu 60% aus Cabernet-Sauvignon. Ich finde ihn extrem herb. Dann erhalte ich bei der Degustation noch eine Probe eines frischen, fruchtigen und sommerlich-leichten Rosé von 2006 und einen fuer meinen Geschmack zu jungen, nicht sehr vollen und recht sauren Malbec von 2007, den man hier als "joven" bezeichnet. Der Reserva der Traube Syrah von 2004 ist da schon voller im Geschmack und etwas geschmeidiger. Dennoch: Sooooo besonders finde ich ihn nicht. Vielleicht hat mich Chile verwoehnt. Eine Fuehrung durch eine weitere Winzerei schenke ich mir, denn ich weiss allmaehlich wie Wein hergestellt wird. So beschraenke ich mich bei "Viña del Cerna" auf ein Glas Rotwein um mich in der gleissenden Hitze der Nachmittagssonne unter einem Dach aus Weinreben und Trauben, vom Radeln zu erholen und den Blick auf die Weinfelder zu geniessen. Das Ambiente ist familiaer, rustikal und der junge Malbec schmeckt gut und tut bei diesem Klima seine Wirkung. Gut, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin.
Die letzte Station des Ausflugs ist die Likoer- und Schokoladenfabrik "Historias & Sabores". Warum sie sich "historias" nennt, entzieht sich meines Wahrnehmung. Aber der kleine Familienbetrieb produziert Likeure verschiedenster Geschmacksrichtungen -Schokolade, Kokos, Zitrone, Orange, Minze, Kirsche und vieles mehr. Daneben wird in Handarbeit Schokoladenkonfekt hergestellt - Vollmich, mit mehr oder weniger Kakaogehalt, mit Mandeln, mit Nuessen, weiss und gemischt. Der Kakao wird aus Brasilien importiert, die geruehrte Schokoladenmasse wird auf Backbleche gestrichen, dort haertet sie und wird dann in kleine quadratische Stuecke geschnitten. Die dritte Spezialitaet sind eingemachte, saure Salate aus verschiedenen Gemuesesorten, aus Auberginen, Tomaten, Paprikas, Zwiebeln und anderem, mit Oel und Essig angemacht und scharf gewuerzt.
Bei der Verkostung bekomme ich auf Grund eines Missverstaendnisses zwei Likeursorten zur Probe: Lecker, aber etwas suess ist der Orangenlikeur, waehrend die Argentinier einfach kein Haendchen haben, was Schokolade angeht: Sowohl das Konfekt als auch der Haselnuss-Schokoladenlikeur schmecken einfach "alt". Der Auberginensalat schmeckt mir so gut, dass ich ein Glas kaufe.
Nun ist der Alkoholpegel tatsaechlich, vor allem angesichts der bruetenden Hitze, ausreichend. In einem kleinen Restaurant esse ich rohen Rinderschinken mit Weissbrot, ehe ich mich etwas erschoepft die letzten Kilometer zur Fahrradausleihstelle zurueck schleppe und bekomme dort, wie alle Kunden, noch ein Glaeschen Malbec, die Traube, die mir am besten schmeckt hier in der Mendoza. Wir sitzen zusammen im gemuetlichen Garten von "Mr. Hugo", unterhalten uns angeregt, wieder mal Reisende aus aller Welt und ich lasse den Tag ausklingen, ehe ich mit dem Bus in die Stadt zurueck fahre.